Fluch der Karibik: In den Gassen von Cartagena in Kolumbien

03.10.2013 14:18

In Cartagena.

Läuft da Cäpt'n Jack Sparrow vor mir? Die Dreadlocks, ein dreieckiger Hut, der wankende und leicht schwuchtelige Gang, viele Ringe an den Fingern ... Er soll es auf jeden Fall sein, der Filmheld aus "Fluch der Karibik". Und er passt auch hierher, nach Cartagena, in die Perle der Karibik, die geheimnisvolle, ehemalige Piratenstadt im Norden Kolumbiens. Ist aber dann bei genauerem Hinsehen leider nicht der echte Cäpt'n, nur ein Straßenkünstler, der sich ein paar Peso verdienen will und von vorne gesehen wirklich nur sehr geringe Ähnlichkeit mit Johnny Depp hat. So what, Cartagena ist so verrückt und merkwürdig schön, da würde nicht mal der Sparrow besonders hervorstechen.

1533 gründete Pedro Heredia die Stadt in der malerischen Bucht - sie ist somit eine der ältesten Städte des ehemaligen spanischen Kolonialreiches in Südamerika. Hier tummelten sich erst Soldaten und Priester, dann Schiffs- und Geschäftsleute, die mit Waffen, mit Rüstungen und Pferden rasch Handel betrieben, Gold, Silber und Perlen nach Europa schipperten und schließlich auch viele Piraten anlockten, die die Stadt des öfteren überfielen und ausraubten. Nach der Plünderung von Sir Francis Drake wurde ein elf Kilometer langer Schutzwall um die Altstadt herumgebaut. Und dieser umgibt heute noch das lebhafte Unesco-Weltkulturerbe

 
In Cartagena, Kolumbien. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Nachdem ich dem falschen, aber bei Fototouristen beliebten Jack Sparrow ein wenig durch die alten Kopfstein-Gassen mit den gelben, roten, grünen, orangenen Häusern, den Kutschen, blumengeschmückten Balkonen, fülligen Botero-Skultpuren, Laternen-behangenen Cafés und den durchaus vielen weiteren amüsanten Künstlern gefolgt bin, suche ich mir direkt den romantischsten Platz der ganzen Stadt. Nein, dieser ist nicht im Hardrock-Café neben der Original-Hose von Shakira (obwohl das schon ein sehr schöner Anblick ist ...). 
 
Es ist das Café del Mar, mitten auf einem breiten Stück der imposanten Festungsanlage. Von dort schweift nicht nur der Blick auf die hohen Kathedralen, sondern vor allem auf das Meer und auf einen Teil der modernen Skyline des Stadtteils Bocagrande. Die Sonne geht bereits langsam unter, ein Club-Colombia-Bier muss her, die Füße auf die Mauer gelegt, die historischen Kanonen direkt neben den rustikalen Holztischen. Hier treffen sich die Geschäftsleute, die Liebenden, Touristen, Lebemänner und operierten Frauen. Mit dem Sinken der Sonne werden das Licht und die Temperaturen angenehmer, die chillige Musik und die warme Beleuchtung bringen das Hirn in den Leerlauf. 
 
In Cartagena, Kolumbien. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Das Hellblau wird lila, dann rot, dann dunkelblau, schließlich feuern die Scheinwerfer einen grünen und blauen Schein auf den massiven Wehrwall. Die Nachtschwärmer erwachen, in der Stadt wird die Salsa-Musik lauter und die Kneipen und Plätze brechend voll. Hier füttert eine Oma einen großen Schwarm Tauben, dort verbiegen sich Tänzer und Akrobaten. Ein Händler will mir noch schnell einen billigen Panama-Hut verkaufen, der nächste winkt schon wieder mit billigen Zigarren. Auf dem Kopfsteinpflaster stehen die Pferdekutschen bereit und warten auf Elizabeth Swann und Will Turner. Und dann kommt wieder der Möchtegern-Jack Sparrow um die Ecke, links eine Frau im Arm und rechts eine Flasche Rum in der Hand. 
 
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Besucht im November 2011.
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