Dänemark: An den wogenden Wellen des Limfjordes

24.01.2013 13:41

Sanft weht die leichte Brise durch das mannshohe wogende Gras. Die kleinen Wellen brechen sich schaumig am sandigen Rand des überschaubaren Limfjordes. Nur unweit des hölzernen Steges dümpelt ein Kanu mit seinem stillen Passagier langsam dem rotblauen Sonnenuntergang entgegen. Am Horizont drehen sich die riesigen weißen Windräder, lautlos und zunehmend oranger werdend die Form der Landschaft bestimmend. Zwei braune Pferde verfolgen hinter ihrem Gitterzaun den Weg des kleinen Schiffes, das sich aufgrund der doch beträchtlichen Strömung und dem verhaltenen Ehrgeiz der Besatzung nur wenig vom Ufer entfernt. Auf der grünen Wiese landeinwärts kicken die motivierten Jungs der Jugendfreizeit den Ball hin und her. Der bunte Gleitschirm hat jetzt Pause, zu unbeständig gerade die dänischen Windverhältnisse. An der großen Holzstelle vor dem Steinhaus türmt sich ein Holzstapel, der genau weiß, dass sein Leben nur allzu kurz sein wird. Am Fahnenmast weht die rotweiße dänische Flagge, die – dem Zustand nach – das grüne Jütland schon lange vor den mächtigen Windrädern dominierte.

Am Limfjord in Dänemark. Foto: Wolfgang Bürkle

Knoesen, unser einstöckiges Haus bei Ydby, zu viele aber zu kleine Betten, der laute Heizkessel direkt im Eingangsflur, liegt friedlich im Schatten der düsteren Bäume, hinter denen die Sonne kaum merklich, für uns Deutsche ungewohnt langsam, verschwindet. Im Aufenthaltsraum liegen Bücher über Zwerge, mit Liedern, mit Ausflugstipps, aber auch Spieleboxen mit Würfeln, mit Karten, mit schleimigen jagenden Monstern, dazwischen einige Bibeln, Kordel und die Sonnenschirme. Die leicht verstimmte Gitarre erklingt, mal wieder dasselbe nervige White-Stripes-Gedudel, bei dem dann doch wieder jeder summend einstimmt. Im Bad riecht es nach Deo, Shampoo und anderen typischen Dünsten, auf dem Boden steht wieder eine Wasserlache, weil der Abfluss nicht richtig funktioniert. Nykobing, Thisted, Agger Tange oder Hanstholm stehen auf dem Tagesplan, das wechselhafte Wetter nicht. Aber der Strand lockt trotzdem mit riesigen Wogen, mit alten Graffiti verzierten Kriegsbunkern, und mit der Möglichkeit, den Drachen steigen zu lassen oder sich beim Wellenreiten erfolgreich zu erkälten. Das Hafenfest in Agger mit Autoscooter und traditioneller dänischer Musik verzaubert und lädt ob der Gemütlichkeit zum Staunen ein, wie die einzige Kneipe, der proppenvolle Markt und die Smile Hole in Hurup.

Wandernde Dünen, der nördlichste Punkt, Gruppenspiele und kenternde Kanus halten die Jugendlichen auf Trab, nicht zu vergessen die kämpfenden Krabben im See, die sich aber nicht mit den kleinen braunen Kröten anlegen, die den ganzen Weg um unser Haus ihr Eigen nennen. Vielleicht vermissen sie uns ja, so wie wir die Geselligkeit am Lagerfeuer, die dänische Ruhe, die Sonne, die nun hinter dem Horizont verschwunden ist und die scheinbar ewig wogenden Wellen des Limfjordes.  

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Besucht im Juli 2008.

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