Kylemore Abbey: Ein Prunkschloss in der reizvollen irischen Einöde
22.08.2018 10:34
Man möchte meinen, eine Nixe taucht aus dem klaren Wasser des Sees empor, reicht einem die Hand und würde sagen: "Willkommen in Camelot, werter Ritter. Bitte begeben Sie sich in das Schloss zu den anderen Edelleuten." Doch die Nixe ist erstmal nur ein Schwan, der leider nicht sprechen kann. Und das Schloss am See, vor einem hohen Bergrücken, ist auch nicht Camelot, sondern nennt sich Kylemore und ist heute eine Abtei. Und Ritter und Lords wird man in dem herrschaftlichen irischen Anwesen ebenfalls kaum treffen, eher Touristen aus aller Welt sowie ein paar Nonnen. Aber lassen wir die Fakten zunächst beiseite.
Es war eine anstrengende Fahrt hierher, etwa anderthalb Stunden von Galway, durch die wilde Connemara-Region im Nordosten Irlands hindurch. Die Straßen zwar schon recht anständig ausgebaut, doch kurvig und mit wenig Verkehr. Vorbei an Seen, Hügeln, endlosen Grasfeldern und wenigen kleinen Dörfern begegne ich der modernen Statue des Connemara-Giants. Wer seine Hand berührt, soll die Kenntnis seines Stammes erlangen - oder zumindest eben gegenüber im Souvenirshop einkaufen. Irgendwann biegt die Straße ab, weiter durch ein paar kleinere Wälder, an Schafherden und malerischen Seen entlang, bis ich den Pollacappul See erreiche und die Abtei dahinter für eine Fata Morgana halte, so unwirklich und geheimnisvoll sieht sie aus, wie sie sich im Wasser des Sees spiegelt. Als ich den Parkplatz und das Besucherzentrum erreiche, wird allerdings unmissverständlich klar, es ist kein Traum, es ist ein Magnet, ein Ziel ganzer Gruppe, zum Staunen und Flanieren.
Kylemore Abbey ist nicht alt - erst vor etwa 150 Jahren wurde das Schloss errichtet, als Geschenk des reichen Finanziers Mitchell Henry an seine Frau Margaret Vaughan. Lange Freude hatte sie nicht an dem luxuriösen Prunkbau, denn nur wenige Jahre nach der Vollendung 1867 starb sie auf einer Reise in Ägypten. Mitchell beerdigte sie in einem Mausoleum auf dem Schlossgelände und baute zu ihrem Andenken gleich noch eine prunkvolle neogotische Kirche wenige hundert Meter entfernt. Schließlich gelangte das Schloss in den Besitz des Herzogs von Manchester und dann, ab 1920, zogen die Benediktinerinnen ein, die das Schloss in ein internationales Mädcheninternat umwandelten. 2010 absolvierten dort die letzten Schülerinnen ihren Abschluss - die verbliebenen Nonnen kümmern sich noch um Verwaltung, den Bauernhof und vieles mehr. Klar ist: Der Tourismus wird das Leben hier erhalten.
Im Schloss sind aktuell nur wenige Räume zugänglich, verhalten prunkvoll und kitschig sind sie, nichts besonderes, wenn man schon dutzende andere irische Burgen und Schlösser besichtigt hat. Bei einem Infofilm wird mehr zur bewegten Geschichte deutlich, doch zum Filmschauen bin ich nicht hier. Deswegen schleunigst wieder raus, zur gotischen Kirche und zum Mausoleum hin, dann am See den Schwan fotografiert, die Aussicht auf die Berge genießen, daraufhin den Bus zum viktorianischen Mauergarten genommen. Ja, den Bus, denn der Garten ist etwa einen Kilometer vom Schlösschen entfernt - und der Pendelbus vereinfacht die Besichtigung für Faule und diejenigen, die es eilig haben. Für Gartenfreunde ist das hier ein Paradies - und auch ich, der kaum Gerbera und Chrysanthemen auseinander halten kann, kann dem netten Stück Fläche etwas abgewinnen. Viel Rasen auf der einen Seite, mit netten Blumenbeeten, auf der anderen Seite Kräuter, Schnittblumen, ein Steingarten und vieles mehr. Dazu ein Bach, Gewächshäuser und noch diverse historische Bauten, die teils besichtigt werden können.
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