Schnuckeliges Liechtenstein - Ein Fürstentum in drei Stunden

08.12.2013 13:35

 

Drei Stunden. So viel muss reichen, um sich die Höhepunkte von Liechtenstein anzuschauen. Zum Sightseeing augenscheinlich genug, denn das kleine schnuckelige Land ist noch nicht mal 25 Kilometer lang, eingepfercht zwischen Österreich und der Schweiz. Man fährt rein und dann schon fast wieder raus. Ich komme aus nördlicher Richtung, hatte am Morgen noch den nebligen Sonnenaufgang über dem Bodensee bei Lindau bestaunt, mich dann ins Auto gesetzt und die Grenze von Deutschland zur Schweiz überquert.


Knapp 50 Kilometer Richtung Süden, schon ist die Grenze nach Liechtenstein erreicht. Ich werde von den Zöllnern durchgewunken und muss schmunzeln, als ich die Geschwindigkeitshinweise sehen - das man im Alpenländchen außerhalb der Ortschaften maximal 80 fahren darf, macht allerdings Sinn, da es hier nur wenig "außerhalb" gibt. Umso amüsanter ist dann gleich ein Drängler hinter mir, der mit seiner Nobelkarosse, die problemlos 200 schaffen würde, offensichtlich jede erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausnutzen will.

In Liechtenstein. Foto: Wolfgang Bürkle

Schilder zu den wenigen Sehenswürdigkeiten im Fürstentum sind Mangelware. Nach ein paar Kilometern bin ich am imposanten Hilti-Werk - einem Paradies für Männer - vorbeigefahren und schlängele mich an Baustellen vorbei nach Vaduz herein. Oben links am Berg kann ich schon das Schloss sehen, in dem die fürstliche Familie wohnt. Ich biege also einfach mal gut Glück ab, fahre einige Gassen entlang, immer weiter den Berg hoch - und tatsächlich taucht dann ein Schild auf, das mir den Weg weißt. Langsam fahre ich um ein paar Kurven und schon taucht das bollwerkartige Schloss vor mir auf. Direkt dort parken ist verboten, also stelle ich das Auto ein paar Meter weiter oben ab.

Die Fürsten hatten ein sicheres Gespür dafür, wo das massive Bauwerk liegen sollte. Mitten auf einer Felsterrasse geht es fast senkrecht nach unten. Dürfte man den Bergfried betreten, könnte man quasi direkt 120 Meter tiefer in die Fußgängerzone der Hauptstadt spucken. Der atemberaubende Blick reicht über das ganze Tal des Fürstentums. Die schneebedeckten Gipfel der Schweiz liegen direkt gegenüber, der Rhein im Tal markiert die Grenze. Das Tor ist verschlossen, also fläze ich mich zehn Minuten auf eine Bank davor und glotze einfach in die Landschaft. Ein paar Wanderer gehen vorbei, auch ein asiatisches Pärchen positioniert sich mit der Kamera in der Sonne. Berge, Täler und Burg erinnern bei zusammengekniffenen Augen an Szenerien aus "Herr der Ringe" - irgendwas zwischen Edoras und Rohan.

In Balzers, Liechtenstein. Foto: Wolfgang Bürkle

Auf dem Weg zurück in die Stadt halte ich kurz am Weinberg vor dem markanten Roten Haus, anschließend laufe ich durch das recht kleine Stadtzentrum, vorbei am Rathaus und dem Kunstmuseum bis hin zum spitzdachigen ockerfarbigen Landtagsgebäude. Das Zentrum ist für eine Hauptstadt an einem Samstag bemerkenswert besucherarm - obwohl selbst die Parkplätze kostenlos sind. Ein putziges Städtchen, nette Gaststätten und architektonisch interessante Gebäude. Diesmal muss ich an ein zusammengewürfeltes Faller-Modelleisenbahndorf denken.

Ich fahre weiter nach Balzers, ein paar Kilometer im Süden. Die Weinberge stehen in voller Pracht, die Sonne blendet. Mitten aus dem eher flachen Ort ragt ein Felsen heraus, auf dem die Burg Gutenberg gebaut ist. Auch dies kein großes Touristenziel, ich parke, laufe einen schmalen Weg nach oben, neben mir huschen lediglich ein paar Katzen durch die Rebzeilen. Die offene Vorburg ist frei zugänglich, die Hauptanlage nur bei rechtzeitiger Voranmeldung. Einsam verweile ich einige Zeit, beobachte ein paar Vogelschwärme, die sich von den Bergen im Osten stürzen, und raffe ich mich schließlich zum Verlassen des Fürstentums auf. Drei Stunden haben gereicht. Und einige hundert Meter weiter ist schon die Grenze zu den Eidgenossen.

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Besucht im Oktober 2013

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