Monaco - ein Eldorado oder die Hölle für Schöne und Reiche?

19.09.2023 10:16
Unterwegs in Monaco. Foto: wanderwithwolf
 
Kommt sie mir bekannt vor? Hm, ich muss grübeln, aber so mit Sonnenbrille und unter dem großen Hut verborgen ist vom Gesicht nicht so viel zu erkennen. Sie sitzt eben auch im Schatten. Und die Sonne strahlt so grell hier an der Côte d'Azur. Nein, mittlerweile glaube ich, dass sie doch nicht prominent ist. Würde sie sonst hier so alleine sitzen, in diesem Café am Place du Casino in Monte Carlo? Oder will sie vielleicht entdeckt werden? Oder ist sie doch nur die Tochter oder Frau eines reichen Bonzen, auf den sie wartet? Es ist eben so ein Sehen und Gesehen werden hier in Monaco. Viele putzen sich heraus, ziehen ihre edelsten Klamotten an, wenn sie durch dieses Eldorado für Schöne und Reiche lustwandeln. Entweder du bist schon berühmt, oder du willst es werden, oder du willst die anstarren, die berühmt sind. Oder du tust so, als seiest du reich und benimmst dich eben wie viele andere hier.

Das Casino in Monaco. Foto: wanderwithwolf
 
Du machst einen auf dicke Hose. Und lässt den Motor von deinem Lamborghini, deinem Ferrari oder deiner G-Klasse hier an der Zufahrt zum Casino von Monte-Carlo aufheulen. Damit die ganzen Menschen, die hier Selfies machen und etwas von diesem Angebertun abbekommen wollen, dir hinterherschauen. Ist das Cringe, oder gehört das einfach zum Lebensstil von Monaco? Das frage ich mich wirklich, als ich hier durch die Hitze laufen. In Deutschland protzt man nicht, hier hingegen schon. Größer, majestätischer, einzigartiger. Rund um das Casino parken die teuren Autos, die Menschen gehen in Edel-Boutiquen, manche dann auch mit Tüten hinaus. Große Hüte, blitzende Uhren, hier Rolex und Bulgari, da Armani und Louis Vuitton. Und zwischendrin die Normalos, die sich fragen, ob sie das auch erreichen können, ob sie das überhaupt wollen, oder doch nur abstrus finden. Würde ich mich mit einigen Millionen Euro mehr auf dem Konto auch hier aufhalten wollen? 
 
Unterwegs in Monaco. Foto: wanderwithwolf
 
Die wahren Schätze von Monaco liegen jedenfalls nicht am Casino. Ich laufe um den Hafen herum, dem Port Hercule mit den kleinen und großen Jachten, dann hinauf zu Monaco-Ville, der Altstadt, die nicht ganz so Neid-erheischend rüberkommen will. Ganz ohne Chauffeur, ohne Limousine, einfach per pedes. Dazwischen noch eine teure Billig-Pizza am Supermarkt. Oben in der Altstadt angekommen, wird einem beim Blick hinüber auf die paar Quadratkilometer des restlichen Monacos richtig schwindlig. Dicht an dicht die Hochhäuser, so wirklich schön ist das nicht. Aber dafür teuer und exklusiv. Und wen der Verkehr in den engen Gassen nervt, der kann auch den Helikopter nehmen. Mit CO2-Ausstoß nimmt man es ja nicht so genau. 
 
Unterwegs in Monaco. Foto: wanderwithwolf
 
In den Gärten von Saint-Martin jedenfalls, einer grünen Oase am Rande des Trubels, ist nichts mehr von diesem Bling-bling-Schaulaufen zu spüren. Hier, einige Meter oberhalb der Klippen am Meer, ist es schattig und kühl. Und unter den Augen der Statue von Fürstin Gracia Patricia ist Protzen irgendwie fehl am Platz. Wie im Rest von Monaco auch sind in der Altstadt mehr Touristen als Einheimische - wenn es so etwas wie "richtige" Einheimische in Monaco überhaupt gibt. Ich ziehe das Touri-Programm durch, schaue mir die Kathedrale mit den Fürsten-Gräbern und dann auch den Fürstenpalast an. Dann laufe ich hier durch ein paar der engen Straßen, entlang der ganzen Restaurants und Nippes-Geschäfte. Dann von der überfüllten Palastterrasse wieder runter, an der Statue von Fürst Rainier III. vorbei, zum Hafen.
 
Unterwegs in Monaco. Foto: wanderwithwolf
 
Monaco verwirrt mich. Auf den touristischen Wegen ist alles eng und voll und teuer und laut. Die Häuser kleben auf- und aneinander, immer neue höhere Häuser entstehen und drücken die alte Struktur weg. Bestes Beispiel ist die kleine Kirche Église de Sainte-Dévote zwischen Bahnhof und Hafen, die wie ein urtümlicher Fremdkörper unter Autobrücken und neuen Hochhäusern hervorlugt. Zwar ist in Monaco-Ville noch ein wenig historische Substanz vorhanden, ansonsten wirkt der Stadtstaat aber wie eine hügelige, kleine Dependance von Dubai. Die (Halb-) Promi-Dichte ist vielleicht sogar vergleichbar. Hey, Moment, ist der Typ da vorne nicht auch ein Schauspieler? Ach nein, doch wieder nicht. Vielleicht will man in Monaco auch einfach mehr gesehen haben, als es wirklich zu sehen gibt. 
 

Unterwegs in Monaco. Foto: wanderwithwolf

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