Namibia - Wüstenhitze an der Spitzkoppe

02.02.2014 14:50

 

In der Wüste zu wandern, klingt erstmal nicht nach Spaß. Große Hitze, intensive Sonneneinstrahlung, nervig rutschender Sand, blöd zum Laufen und er kriecht überall rein. Aber öde ist was anderes - wenn man denn schon mal da ist. Sonnenbrille und Hut auf, die Schuhe fest geschnürt, eine Wasserflasche in die Hand, los geht's, zu Fuß vom Camp an der Spitzkoppe in Namibia. Ziel: Ein Felsbogen, der Rock Arch.
 
Die Farben der afrikanischen Natur brettern mir am frühen Morgen die Müdigkeit aus den Augen. Kein Orangeton gleicht dem anderen, mal heller, mal dunkler, hier ein wenig mehr Ocker, da mal etwas Braun, Rot oder Gelb. Die Felsen beim "Matterhorn" Namibias zeigen eine ähnliche Diversität: groß, klein, spitz, eckig. Hier an der Spitzkoppe sind zwar keine riesigen Sanddünen zu sehen, dafür aber sind die bizarren Konturen der Steine fantastisch. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wo genau ich jetzt hinlaufen muss, der Guide im rustikalen Camp am Berg sagte: "Einfach den Weg lang." Weg ist gut, der hebt sich schließlich kaum vom "Nicht"-Weg ab, hat vielleicht ein paar mehr Grashalme. Auch die genaue Entfernung konnte er mir nicht nennen, erst sprach er von einer Stunde laufen, dann mal von zwei. 
 
Der Rock Arch nahe der Spitzkoppe in Namibia. Foto: Wolfgang Bürkle
 

Ich komme erstmal an einer Felsformation vorbei, links ein paar riesige runde Steinbrocken, unter einem Vorsprung glänzt ein breites Wasser-Rinnsal. Ab und an wachsen ein paar kleine Butterbäume und Wolfsmilchgewächse. Die Sonne steigt immer höher, auch die Felsen erhitzen sich zunehmend, mit der bloßen Hand sollte man nicht auf die der Sonne zugewandten Seite tatschen. 100 Millionen Jahre alt sollen die Granitfelsen hier sein. Die Farben werden im Laufe des Vormittags heller, verlieren an ihrer intensiven Strahlkraft, die Schatten weichen zurück. Ohne Hut wäre das Marschieren jetzt wirklich kein Spaß mehr. Ich laufe etwas schneller, trinke ab und an einen Schluck Wasser, genieße aber die menschenleere Stille. Auch Tiere sind kaum zu sehen, außer den hässlichen dicken Grillen, die in Namibia überall herumwuseln.

 
 
Noch am Abend zuvor war es hier richtig kühl. Wir hatten im Schatten der Spitzkoppe ein kleines Feuer angezündet, als die Hitze des Tages verflogen war. Die dicken Pullis und Jacken wurden rausgeholt, Klappstühle aufgestellt, aus dem Orange der Wüste mit ihren vom Wind glatt geschliffenen Granitbrocken wurde ein dunkles Rot, schließlich changierend zu Braun und Lila. Am Ende blieben dunkelblaue Umrisse unter dem funkelnden Sternenhimmel und tanzende Schatten, die der Feuerschein hinter uns warf. 
 
Der Rock Arch nahe der Spitzkoppe in Namibia. Foto: Wolfgang Bürkle
 

Wie vermisse ich jetzt in der Hitze diese angenehm frischen Momente. Eine gute Stunde ist vergangen, bis ich den Rock Arch erreiche. Der Felsbogen versteckt sich ein wenig hinter weiteren großen Felsen, die wie uralte Dinosauriereier aussehen. Kein Schild, kein Hinweis, keine Treppe. Macht nix, ich klettere an den nur leicht steilen Seiten hoch. Der Arch nicht ganz so riesig wie erhofft, aber definitiv den kleinen Ausflug wert. Die Bogenöffnung ist an der höchsten Stelle knapp vier Meter hoch. Um sie zu erreichen, muss ich auch erst noch den Fuß des Felsens darunter hochklettern. Links vom Felsen breitet sich die weite Steppe aus, rechts thront die Spitzkoppe über der Landschaft. Schick ist das hier. Optimal für ein Foto-Shooting mit Topmodels. In Ermangelung dieser muss ich halt ein paar Bilder mit Selbstauslöser machen.  

 
Auf dem Rückweg stoße ich auf halber Strecke auf die anderen Mitreisenden, die sich gerade am Wasser-Rinnsal versammelt haben. Gemeinsam laufen wir in Richtung Small Bushman Paradise, wo wir uns ein paar von den Felsmalereien anschauen, die irgendwo zwischen 2000 und 6000 Jahr alte sein sollen, mittlerweile aber ziemlich verblasst sind. Ein paar violette Strichmännchen, die mit Speeren Jagd auf Tiere machen. Tiere, die es hier in dieser Gegend einst in Hülle und Fülle gab. Nun müssen auch sie weit wandern, um an ein Wasserloch zu kommen. 
 
 
Besucht im März 2008
 
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