Vietnam - Kochspaß in Hoi An
23.11.2013 18:00Hoi An.
Reisnudeln, Reisfladen, Reisschnaps, Reistaschen, Reispudding, Reisknödel. Ich muss unweigerlich an Forrest Gump und seinen Shrimps-Gerichte aufzählenden Freund Bubba denken, als mir die Spezialitäten der vietnamesischen Küche gezeigt werden. Ein gutes Menü ohne Reis in irgendeiner Form gibt es hier nicht. Dennoch schmeckt jedes Gericht anders, die Vielfalt, auch durch die Kräuter und Gewürze, ist beeindruckend. Da lohnt ein Blick hinter die Theke und so lege ich selbst Finger an - bei einem Kochkurs in Hoi An.
Hoi An ist eine typische Touristenstadt in Vietnam. Die Hauptstraße der Altstadt zur Japanischen Brücke hin ist prall gefüllt mit Geschäften, die T-Shirts, Lampions, Gemälde, gefälschte Uhren und den ganzen Krempel verkaufen, auf den die Ausländer stehen. Abends locken die unzähligen Kneipen und Restaurants am Hafen mit billigem Bier und Sonderangeboten, an der Straße winken sie einen rein und versprechen den Himmel, auch wenn nur ein muffiger Raum mit Durchschnittsware kommt. Das Glas Bier gibt es mitunter für umgerechnet 20 Cent, Schnäpse auch umsonst, die jungen Touristinnen in Hot Pants und Flipflops agieren spät nachts wie in den Partyhochburgen am Mittelmeer.
Tagsüber allerdings versprüht Hoi An einen rustikalen Charme. Auf dem Markt ist es betriebsam, in den Straßen zwischen den historischen Häuschen, die vom amerikanischen Krieg unbehelligt blieben, heiß. Und Kochkurse werden mittlerweile in dutzenden Restaurants angeboten. Ich bin zu Gast im "The Market" - einem Restaurant der auch über Vietnam hinaus bekannten Köchin Trinh Diem Vy. Im Erdgeschoss ist eine riesige Vorführküche. Eine junge Vietnamesin führt mich munter plappernd von Theke zu Theke. In verschiedenen Abschnitten werden typisch vietnamesische Speisen zubereitet - und ich kann alles probieren. Hier ein paar frisch geröstete Erdnüsse, da etwas Chillipaste, drüben ein Schälchen Reispudding, dort eine kleine Frühlingsrolle. Hier sind Profis am Werk, die den ganzen Tag lang brutzeln, rühren, kneten.
Dann geht es in den zweiten Stock. Hände waschen, Schürze umbinden, hinsetzen. Natürlich ist klar, das das geplante Menü keine hohe Sterneküche ist, sondern einfach und gut sein soll. Man ist ja schließlich im Urlaub. Den Auftakt macht natürlich die Frühlingsrolle. Meine Vorköchin war auch schon in Deutschland zu Gast - sie weiß, wie sie das Dutzend Langnasen vor ihr zu unterrichten hat. Aber wirklich schwer wird es mir sowieso nicht gemacht, denn alle Zutaten liegen schon fein säuberlich vorbereitet auf dem Tisch. Zuhause habe ich das nicht, vor allem nicht die exotischeren Gewürze. Also wird einfach nur alles auf das leicht feuchte Reispapier gelegt, eingewickelt und direkt gefuttert. Dann marinieren wir noch ein paar Hühnerbrüstchen, schnippeln eine Mango für einen Salat mit Zwiebeln klein und machen schließlich einen kleinen traditionellen Pfannkuchen, ebenfalls mit vorbereiteten Zutaten. Die Vorköchin demonstriert alle Arbeitsschritte, ein großer Spiegel hängt über ihr, damit ich ihre Fingerfertigkeit abkupfern kann - wenn was nicht klappt, springt sofort eine Assistentin dazu, die mir Hilfestellung bietet. Beispielsweise als aus meinem Pfannkuchen, der vor mir auf einem Brenner mit reichlich Öl in einem kleinen Pfännchen brutzelt, hohe Flammen schlagen.
Die Veranstaltung erinnert mich an "Malen nach Zahlen". Denn in der Tat ist schon so viel vorbereitet, dass die Eigenleistung überschaubar bleibt. Doch natürlich schmeckt am Schluss alles wunderbar. Der Lernfaktor ist gering, nachkochen werde ich es vermutlich auch höchst selten. Doch der Kurs ist durchaus unterhaltsam. jeder Teilnehmer bekommt am Ende die Rezepte in die Hand, dazu einen großen Mangoschäler, der bestimmt auch für zähe Fuß-Hornhaut taugt. Der Magen ist voll, die Laune gut, am Ausgang noch ein wenig süß eingelegten Ingwer. Dann laufe ich auch schon wieder durch die Altstadt, an der Japanischen Brücke vorbei und in den nächsten Touristen-Laden.
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